Die Nahrungskonkurrenz zwischen der Honigbiene und den verschiedenen Wildbienenarten ist ein aktuell intensiv diskutiertes Thema im Naturschutz. Befördert wird die Debatte auch durch die stark zunehmende private Imkerei in Städten. Bereits seit langem wird darauf hingewiesen, dass die Nahrungsquellen von Wildbienen durch Honigbienen stellenweise zu stark ausgebeutet werden und die Wildbienen daher in ihrem Fortpflanzungserfolg geschädigt werden können.
Ursachen und Folgen der Konkurrenz
Die Honigbiene ist eine vollständig domestizierte Art mit mehrjähriger sozialer Lebensweise (Bienenstock). Das Volk umfasst bis zu 50.000 Bienen. Ihre wilde Stammform ist in Europa vermutlich ausgestorben.
Vielerorts sind die Bestände der Honigbiene durch die imkerliche Nutzung gegenüber natürlichen Verhältnissen stark erhöht. Durch den extrem hohen Nektar- und Pollenbedarf eines Honigbienenvolkes können Wildbienenpopulationen negativ beeinflusst werden. Pro Jahr sammelt ein Honigbienenvolk durchschnittlich 120 – 180 kg Nektar und bis zu 30 kg Pollen. Bei guten Verhältnissen sind dies sogar bis zu 60 kg Pollen pro Jahr.
Weiterhin besitzen Honigbienen gegenüber den Wildbienen eine Vielzahl an Eigenschaften, die ihnen beim Nektar- und Pollensammeln einen Vorteil verschaffen. Sie können durch den Einsatz von Kundschafterbienen schneller vielversprechende Nektar- und Pollenquellen auffinden und die Lage über ihre Tanzsprache kommunizieren. Im Vergleich zu einem Großteil der Wildbienen kann die Honigbiene aufgrund ihrer Futtervorräte Schlechtwetterperioden überdauern und durch die Wärme im Bienenstock früher am Tag ihre Sammeltätigkeit beginnen. Ausnahmen bilden hier die Hummeln und einige weitere Wildbienenarten, die schon bei sehr geringen Temperaturen ausfliegen. Wildbienen fliegen in Abhängigkeit ihrer Körpergröße ungefähr in einem Radius von 1 km um ihre Nest auf der Suche nach Nahrung. Honigbienen können in einem Radius von bis zu 10 km um ihren Stock herum auf Nahrungssuche gehen
Ein großer Teil der Wildbienen ist bei der Wahl der Nahrungspflanzen auf den Pollen bestimmter Pflanzenfamilien oder sogar –arten spezialisiert. Honigbienen sind hingegen Generalisten, die unterschiedliche Pflanzenarten und Familien als Pollenquelle nutzen. Die geringe Spezialisierung führt dazu, dass Honigbienen zu einem großen Anteil die gleichen Nahrungspflanzen nutzen wie viele Wildbienenarten. Bei einer zusätzlichen hohen Dichte der Honigbiene, kann das Pollen- und Nektarangebot so stark reduziert werden, dass die Wildbienen auf andere Nahrungsquellen ausweichen müssen. Wenn in unmittelbarer Nähe keine alternativen Nahrungspflanzen vorhanden sind oder nur in geringen Mengen vorkommen, kann das Wildbienenweibchen nur noch wenige und kleiner Nachkommen produzieren, was den lokalen Bestand der Art beeinflussen kann.
Weiterhin führt das verringerte Nahrungsangebot dazu, dass die Wildbienenweibchen weitere Strecken zur Nahrungsbeschaffung aufnehmen müssen und länger von ihrem Nest fernbleiben. Damit wird die Wahrscheinlichkeit, dass Parasiten die Brutzellen befallen, stark erhöht